Informationen vom 22. September 2022
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
ist das Kultur oder kann das weg ? Ob die Kultur ein Teil unserer Daseinsvorsorge ist, ist in der Regel weniger eine philosophische denn eine finanzpolitische Ansichtssache. Das wird immer dann deutlich, wenn es um Haushaltskonsolidierung geht und die Frage beantwortet werden muss, welche sogenannten Freiwilligen Leistungen eine Kommune sich leisten kann. Der Kulturpakt 2030, den das Land Schleswig-Holstein und die Kommunen geschlossen haben, beantwortet diese Frage eindeutig. Das Land und die Kommunen bekennen sich weiterhin zur partnerschaftlichen Finanzierung von kultureller Infrastruktur. Dazu gehören insbesondere Theater, Museen, Volkshochschulen, Bibliotheken und Gedenkstätten. Die öffentlichen Ausgaben hierfür sollen bis ins Jahr 2030 auf den Durchschnitt der Flächenländer im Bund steigen. Eine besondere Rolle nehmen dabei sicherlich die Volkshochschulen ein. Sie sind der Garant für Erwachsenenbildung und Weiterbildung, nicht nur in Schleswig-Holstein. Allerdings ist die Situation der 15 Volkshochschulen in Ostholstein nur bedingt vergleichbar. Es gibt 3 hauptamtlich geleitete Einrichtungen, von denen glücklicherweise eine in Oldenburg aktiv ist. Alle anderen Einrichtingen werden ehrenamtlich geführt und haben durchaus mehr Probleme, wenn es um die Bewältigung von administrativen Aufgaben, Mitgliedergewinnung und fehlenden räumlichen Ressourcen geht. Das Land Schleswig-Holstein hat deshalb ein Projekt "Strukturentwicklung für Weiterbildung an Volkshochschulen im ländlichen Raum am Beispiel des Kreises Ostholstein" initiiert. Unser ehemaliger Geschäftsführer der KulTour gGmbh Michael Kümmel hat sich dieses Projektes angenommen und gestern die Ergebnisse seiner Untersuchung in der Landesbibliothek Eutin vorgestellt. Anwesend waren der zuständige Staatssekretär Guido Wendt, Vertreter und Vertreterinnen der Kommunen und natürlich auch Volkshochschulleitungen und Vertreter des Landesverbandes der Volkshochschulen. Die Problemlagen wurden dargestellt und auch eine mögliche strukturelle Weiterentwicklung skizziert. Hierbei geht es um die Gründung eines Vereins, dem alle Volkshochschulen im Kreis angehören. Die Geschäftsstelle des Vereins soll hauptamtlich geführt werden und folgende Aufgaben wahrnehmen: Nachwuchsgewinnung, vertiefte Vernetzung der örtlichen Volkshochschulen, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, Digitalisierung, Durchführung eigener Kurse usw.. Finanziert werden - und da wird es vermutlich wieder schwierig - soll das ganze von Kreis und Land. Erfahrungsgemäß wird man von dieser Seite allerdings auf eine Beteiligung der Städte und Gemeinden bestehen. Alle Kommunen unter einen Hut zu bekommen, ist aus meiner Sicht kaum möglich. Befürchtet wird nicht zu Unrecht, dass sich Kreis und Land irgendwann aus der Anschubfinanzierung verabschieden und die Kommunen dann mit den Kosten alleine gelassen werden. Es bleibt also der weitere Prozess abzuwarten und zu hoffen, dass die Wichtigkeit der Volkshochschulen für Kultur und Weiterbildung von allen (an)erkannt wird.
A propos Kultur... Der Kulturbund Wagrien eröffnet heute in unserem neuen Stadttheater die Theatersaison. Mit dem Stück "Die Dinge meiner Eltern" von Gilla Cremer findet so etwas wie ein Neuanfang statt. Geplant sind in der ersten Saison vier Aufführungen und auch die Niederdeutsche Bühne "Dwarslöper" kehrt auf ihre Heimatbühne zurück. Ich wünsche mir, dass viele Oldenburgerinnen und Oldenburger aber auch Gäste aus dem Umland, unser Theater besuchen und dadurch natürlich auch die Kulturschaffenden in unserer Region unterstützen.
Morgen Vormittag treffe ich mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreisvorstand des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages mit Landrat Reinhard Sager in Eutin. Uns bewegen die Themen "Aufnahme und Unterbringung der ukrainischen Flüchtlinge" und "Auswirkungen der Energieversorgungskrise". In beiden Fällen ist die Belastungsgrenze der Kommunen bereits erreicht, wenn nicht überschritten. Uns fehlen personelle Ressourcen und vor allen Dingen auch Unterbringungsmöglichkeiten für die uns zugewiesenen Flüchtlinge. Das Land hat sich diesbezüglich noch immer nicht positioniert, so dass wir nun gemeinsam versuchen müssen, die kommunalen Interessen beim Land nachdrücklich zu vertreten. Ich bin gespannt auf den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Bleiben Sie gesund !
Herzlichst
Jörg Saba